Foto: Sammlung Meyerhoff

Klosterhof

Quelle:Adresse:Eintrag:
Tranchot-Karte 1801 - 1814 eindeutig zu erkennen
Branchenverzeichnis 1901 Birkheuser, Heinr., Gutsbes.
Adressbuch 1907Hauptstr. 5Birkheuser, Hch., Gutsbesitzer
Adressbuch 19305Pingen, Heinrich, Gutspächter
Branchenverzeichnis 1947Kein Eintrag
Später Hauptstr. 56Katholische Pfarrgemeinde



Der Hof wird in alten Urkunden auch "Zehnthof", "Herrenhof", "Fronhof" oder "Domanial-Klosterhof" genannt. Im Volksmund sagte man während der Zeit mit Pächter Michel Bursch einfach: "Burschhof" (eigentlich der Hof gegenüber).

Zum Hof gehörten (abseits gelegen): Gastarbeiterwohnhaus ("Polebud"), Feldscheune, Ziegelei: Ecke Grüner Weg (heute Otto-Hahn-Str.) und der heutigen Kölnstraße wurden durch die Familie Birkheuser Ziegel gebrannt.
Der Lehm-/Tonhaltige Boden wurde dort vor Ort zu Ziegeln geformt und mit einfachen Feldbrandöfen gebrannt. Heute sieht man an dieser Stelle noch die Bodensenke von der Lehmentnahme.

Abgerissen: Oktober 1977, heute Pfarrzentrum


Skizze: Karl Hans Weidmann


Historie

Ein häufiges Missverständnis: Nein, in Buschdorf ist nie ein Kloster gewesen. Bei uns befand sich lediglich eine landwirtschaftliche Außenstelle des Zisterzienser-Klosters in Grau-Rheindorf. Dass die Straße am Hintereingang ausgerechnet den Namen "Klosterweg" trägt, führt nun mal leicht zu diesem Fehlschluss.

Über die Gründung des Klosters in Grau-Rheindorf gibt es unterschiedliche Vermutungen (1146/1147 1149), die erste mit Datum versehene Urkunde stammt von 1237/1238 (Anja Ostrowitzki: Die Ausbreitung der Zisterzienserinnen im Erzbistum Köln). Eine weitere Urkunde, auf der unser Buschdorfer Hof erwähnt ist, wird geschätzt auf: "Um 1230" [1]. Inhaltsangabe:

"Revers des Klosters betreffend die an das Kölner Domstift zu zahlenden Jahresabgaben aus Gütern zu ...


... Bursdorp, Hersel und Rheindorf". Bewirtschaftet wurde der Hof nur in geringem Maße von den Klosterbewohnerinnen, er war verpachtet und die Festlegung der Aufgaben und Verpflichtungen der Pächter ist in zahlreichen Urkunden detailliert vorgeschrieben.

In den Protokollen der Bonner Banngänge wird 1682 ein "Halbmann Johann Magen" - wohl als Halfe (=Pächter) des Klosterhofes erwähnt, ein Mitglied der Familie "Mager", die in direkter Linie auch 1907 und sogar heute noch in Buschdorf lebt. 1723 wurde Antonius Mager für 12 Jahre (war damals so üblich) Pächter des Klosterhofes. Auch sein Sohn Johann ist als Pächter auf dem Klosterhofes, er besitzt aber auch eigenes Land, das seine Witwe nach seinem Tod (1782) als Standort für den Kapellenneubau verschenkte.

Der Beginn der "Franzosenzeit" - ab 1794 - brachte neue Strukturen mit sich, die geistlichen Besitzungen wurden privatisiert. Jeder kennt doch die Geschichte, dass nördlich von uns alle Häuser einer Stadt durchnummeriert wurden, was dann auch zu der recht hohen Hausnummer 4711 führte. Auch 1907 noch wurde Buschdorf als Ganzes durchgezählt, obwohl es schon Straßenbezeichnugen gab. So lagen die Nummern 1a, 1, 2 im damaligen "Grünen Weg" (heute östlicher Abschnitt der Otto-Hahn-Str.), der Klosterhof war die Nummer 5, und auch die Seitenstraßen Kirchweg (jetzt Friedlandstraße) und die Schickgasse wurden von der Hauptstraße aus einfach weitergezählt.

1815 kamen die Preußen, die weitere Reformen einführten. Der Klosterhof zu Buschdorf mit 2 Morgen Hof und Garten, 190 Morgen Ackerland, wurde von der preußischen Domänenverwaltung zu Bonn verkauft.

Der Fortschritt brachte einige Themen mit sich, die auch unsere heutige Zeit kennt: Immobilienhändler und Spekulanten. Nachzulesen im "Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung zu Köln". Am 6.11.1820 wurde der Klosterhof vom Kölner Immobilienhändler Kornelius Menzen für 18.000 Taler ersteigert und danach an den Staat zurück verkauft.

1828 war der Hof an den Handelsmann Moises Bock zu Hersel verpachtet und 1881 an das Bankhaus Jonas Cahn für 297.000 Mark übertragen.

Bereits vor 1900 taucht der Name Birkheuser auf (wie auch im Adresssbuch 1901/1907), die Familie kommt aus Grau-Rheindorf (Grabstelle auf dem dortigen Friedhof).

Besitzer und Pächter:

  • Heinrich Birkheuser (Besitzer)
    geb. 23.4.1843 in Grau-Rheindorf, verst. 28.10.1913 Friedhof Grau-Rheindorf, war kinderlos, verheiratet mit

  • Gertrud Bursch (Mitbesitzerin)
    geb. 7.5.1866, verst. 8.10.1926, Friedhof Grau-Rheindorf, "Tant Traudchen", Schwester von Heinrich Bursch

  • Theodor Pingen (25.6.1877 - 19.6.1916) wurde schon vor 1907 als Pächter unter Vertrag genommen. [2]

  • Sibylla Pingen, seine Gattin (geb. Schläger, geb. 16.10.1863, Hochzeit 16.5.1907, verst. 8.3.1950) versorgte den Hof nach seinem Tod 1916 als seine Witwe zunächst allein, heiratet dann aber den jüngeren Bruder ihres ersten Gatten:

  • Heinrich Pingen (26.6.1881 - 4.9.1941).

  • Michael Bursch (13.4.1891 - 19.10.1968), genannt Michel, zweitältester Sohn von Heinrich Bursch (18.2.1847 - 27.3.1926), und damit Neffe der inzwischen verstorbenen Besitzerin Witwe Gertrud Birkheuser macht ab 1927/28 als der Pächter weiter . Die Pacht zahlte Michael vertragsgemäß zunächst bis 1935 an Gregor Bursch, einen Bruder von Gertrud, später direkt an die kirchlichen Besitzer. Die kinderlose Witwe Birkheuser hatte nämlich zu Lebzeiten verfügt, dass Vermögen und Grundbesitz schließlich an die Katholische Dorfgemeinde übergeht.

    Dies ermöglichte dann den Bau von Kirche und Pfarrzentrum.

    Auf dem Klosterhof wohnte Lehrer Grünkorn nach seiner Ankunft in Buschdorf ab 1.7.1930, da die Lehrerwohnung (bis März 1930 Lehrer v.d.Driesch) renoviert werden musste.

    Michael Bursch war auch als Gemeindevosteher tätig. Er ging 1960 in der Ruhestand, und schließlich endet die Reihe der Verwalter mit

  • Karl Pingen (8.10.1910 - 17.6.1980), dem ältesten Sohn von Theodor Pingen. 1970 war die landwirtschaftliche Tätigkeit zu Ende.



Foto: Sammlung Margret Klein

Anmerkungen:

[1] Tragen Urkunden kein Datum, so wird versucht, anhand von beteiligten Personen, von denen man Lebensdaten oder Funktionen kennt, zu schätzen.

[2] Ein nicht mit diesem Theodor Pingen zu verwechselnder Herr gleichen Namens (aber geboren 1841 in Widdersdorf bei Köln) heiratete 1867 eine Sybilla Schmitz, die wiederum nicht mit der oft besungenen Schmitzebilla (mit ihrem Haus in Poppelsdorf) identisch ist. Daraus könnte die Behauptung entstanden sein, dass letztere zeitweise in Buschdorf gelebt hätte.